Montag, 5. Mai 2014

Wie würdest du deine eigene Stadt verwalten?

Photo: Stadtmarketing Ibbenbüren
Das Geld wird zum Fenster rausgeschmissen. Die Wahlversprechen werden sowieso nicht umgesetzt. Kann man das Geld nicht für etwas sinnvolleres ausgeben? Ich denke jeder hat schon mal ziemlich genau so etwas gedacht, wenn er an die Stadtverwaltung gedacht hat.
Aber wie würdest du eine eigene Stadt verwalten? Meine Stadt wäre ein Einkaufszentrum...


Am 2. Mai 1964, also vor 50 Jahren und ein paar Tagen, wurde Deutschlands erstes Einkaufszentrum feierlich eröffnet. Das Main-Taunus-Zentrum in der Gemeinde Sulzbach wurde ein voller Erfolg. Allein im ersten Jahr erwirtschaftete das Einkaufzentrum einen Umsatz von 85 Mio. DM. Man könnte den Erfolg darauf schieben, dass das Main-Taunus-Zentrum das Erste seiner Art war - und richtig: "Besser der Erste als der Beste" sagt Marketing-Guru Jack Trout. Man sollte aber nicht außer acht lassen, dass sich neun Jahre später der Umsatz mit knapp 300 Mio. DM mehr als verdreifacht hatte. Wie also haben die das hinbekommen?
Das Zentrum lag bei Eröffnung schließlich nicht unter der Schirmherrschaft eines einzigen Konzerns, der alles hätte regulieren können. Mieter waren über 70 einzelne Geschäfte und Warenhäuser.

Das Main-Taunus-Zentrum vereinte auf 40.000 qm Verkaufsfläche und einer Gesamtfläche von 260.000 qm alles, was auch die Fußgängerzone einer Großstadt zu bieten hat. Also viele kleine Läden und Shops, die großen Warenhäuser Horten und Hertie (heute Kaufhof und Karstadt), aber auch einen Kindergarten, eine Bowling-Anlage oder eine Rosenschau. Kurz: Eine Ladenstadt, die mit vielen Kleinstädten in ihrer Attraktivität mehr als nur mithalten könnte.

Viele kleine Städte, aber noch mehr die Großstädte Deutschlands, mit ihren Innenstädten, sollten sich tatsächlich an der Organisation des Kaufhauses ein Beispiel nehmen. Denn während Steuern und Mieten, die Ladenbesitzer zahlen, scheinbar im Nirgendwo versickern, anstatt zur Modernisierung verwendet zu werden, macht es das Einkaufszentrum richtig vor: Die Ladenmieter zahlen eine Umlage für gemeinsame Werbung und Sonderattraktionen im Einkaufszentrum  die ebenfalls vom Mieterkollektiv bezahlt werden.
Straffe Verwaltung, Umlage, Mieterkollektiv - das klingt nicht gerade nach der großen kaufmännischen Freiheit. Aber es klingt nach einer einheitlichen Strategie, einem klaren Konzept und gebündelten Kräften. Obligatorische Frage: Lässt die Kommunalpolitik einen Fokus auf einem dieser drei Punkte erkennen?

Dabei ist es genau das, was viele Händler in Zeiten des Umbruchs brauchen könnten. Gerade jene, die in den Fußgängerzonen kleiner und mittelgroßer Städte unter den großen Warenhäusern und der Renaissance der Metropolen leiden (also darunter, dass es die Menschen immer mehr in die Großstädte zieht und die Fußgängerzonen kleiner Städte langsam leerer werden und aussterben).
Warum also nicht ganze Städte wie Einkaufszentren übergreifend verwalten und betreiben, also professionell managen? Denn viel zu oft läuft es in der Politik auf Entscheidungen hinaus, die nur eines im Sinn haben: Möglichst schnell Leerstände in den Kassen der Stadt zu füllen. Dabei bleiben langfristige Ziele, wie Attraktivität, Branchenmix und Vielfalt allzu häufig auf der Strecke.

Es gibt übrigens auch eine Stadt in Deutschland, die aus der Not geboren einen ähnlichen Ansatz wagt. Das Örtchen Bad Münstereifel mit rund 19.000 Einwohnern wir im Sommer zum Outlet-Store. Investoren haben rund 30 teils leerstehende Häuser in der Innenstadt gekauft, in etwa 12.000 qm der 15.000 qm großen Verkaufsfläche der Innenstadt. Ab August sollen hier mit bekannten Designer- und Modemarken Millionen Besucher angelockt werden. Fabrikverkauf in mittelalterlichen, unter Denkmalschutz stehenden Bauwerken.
Zugegeben, der Ansatz ist radikal - viele Bürger, die um das Idyll ihrer Heimat fürchten begehren auf. Kleine Händler dagegen sehen eine Chance, vielleicht die letzte überhaupt.
Nicht jede Stadt kann sich bei Geldsorgen zum Outlet-Center machen. Funktioniert das Experiment aber, so ist die Zukunft der Stadt gesichert - im Gegensatz zu der vieler anderer kleiner Städte in Deutschland.

Aber genau solche Ideen brauchen die Städte. Mut zum quer/denken und etwas Neues wagen!

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