Sonntag, 1. Juni 2014

In jedem von uns steckt ein Superheld!


Mr. Xtreme - ein Aktivist aus San Diego
Seit gut zehn Jahren tauchen in den Großstädten New York, Atlanta, Miami etc. immer häufiger maskierte Gestalten auf. Ihr Ziel ist es nicht die Welt vor der Auslöschung zu bewahren, wohl aber sie ein klein wenig besser zu machen.


Der kräftige Mann, der sich selbst „Crusader Prime“ nennt, steht auf einer windigen Avenue im Stadtzentrum von Chicago und überreicht einem Obdachlosen eine Plastiktüte. Darin sind eine kleine Flasche Wasser und Taschentücher, Cracker und weitere haltbare Lebensmittel.
„Das ist keine hochwertige Nahrung“, sagt Prime, der zum kleinen schwarzen Schlapphut eine rote Maske mit schwarzem Kreuz und einen schwarzen Trenchcoat mit aufgebügeltem Kreuzritter-Emblem trägt. „Aber es hilft den Leuten, einen weiteren Tag zu überstehen.“ Schon geht er weiter, den nächsten Obdachlosen auf der anderen Straßenseite im Visier. Die nächste Plastiktüte hat er schon in der Hand.

Auf die Frage, warum er sich verkleidet, wenn er den Menschen hilft, hat er eine klare Antwort: "Aufmerksamkeit. Wenn jemand sieht, wie ich einem Obdachlosen an der Straßenecke einen Dollar gebe ist das schnell vergessen. Wenn jemand einen Typ mit einer bunten Maske auf dem Kopf sieht, der einem Obdachlosen hilft, dann erzählt man das wahrscheinlich noch Wochen später."

Auf jeden Fall bleibt es eher in den Köpfen der Menschen hängen. Am besten wahrscheinlich bei Kindern: wenn diese nichts anderes beigebracht bekommen, nehmen sie irgendwann vielleicht Obdachlose nur als Gestalten am Rande der Gesellschaft war, die abstoßend und anders wirken. Gerade in den USA, wo Gesundheitssystem und Sozialstaat ganz anders aussehen, als beispielsweise in Deutschland, muss zivilgesellschaftliches Engagement häufig genau das leisten, was der Staat nicht bietet.

Aber zurück zu unseren Helden. Es ist eine illustre und gewöhnungsbedürftige Truppe die mit Prime auf ihrer wohltätigen Mission unterwegs sind: "The Wraitch, der eine grüne, skimaskenähnliche Spandexhaube und einen beigen, weiten Trenchcoat trägt; "Empathy", der wie ein Ninja mit violett bemalter Maske aussieht und Patch Work, der sich für ein Kostüm aus Augenmaske, Jacket, Rüschenhemd und zerschlissenen Hosen entschieden hat. Er ist auch der Gründer der Truppe, die sich P.A.T.C.H. nennt. "Poverty Assistance Team of Chicago Heroes" - das Armenhilfe-Team der Helden von Chicago. Das Team nimmt jeden an, der Bedürftigen helfen will. Einige der anderen Teams sind da elitärer. In New York beispielsweise muss man Ex-Marine, Kampfsportler oder Rettungssanitäter sein um beitreten zu dürfen. "Wir können jeden gebrauchen" sagt der 21-jährige Patch Work dazu nur. "Du kannt nicht richtig laufen? Na, dann hilfst du uns vielleicht einfach bei der Planung der Patrouillen."

Die meisten der Superhelden sind ganz gewöhnliche Leute. Nichts mit Superkräften. Es sind Handwerker, Mechaniker, College-Studenten. Sie verdienen nicht nicht viel und geben dennoch häufig bis zu zweihundert Dollar im Monat aus, sich für andere zu engagieren. Sie wollen keine Wunder vollbringen, sondern sehen ihre Aufgabe eher nüchtern. Sie wollen sich nicht prügeln aber auch nicht erkannt werden. Das ist meiner Meinung nach die reinste Form von Altruismus.
Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele, einige der Helden schrecken nicht vor Selbstjustiz zurück und ziehen damit den Unmut der Polizei auf sich. Aber der Großteil der Mäner in den Kostümen sind glücklicherweise friedliche Menschen die einfach nur helfen wollen. Unerkannt zu bleiben und ein Superheldenkostüm zu tragen verleiht ihnen zusätzliche mentale Stärke.

Es mag nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein, aber es ist ein guter Anfang, den diese Menschen in den USA geschaffen haben. Die Idee ist meiner Meinung nach unterstützenswert und ich würde mich freuen, wenn ich in ein paar Jahren auch in Deutschland - wo es zum Glück schon so viele ehrenamtliche Helfer gibt, die an Tafeln arbeiten und sich auch nicht scheuen auf die Straße zu gehen - in der Zeitung lesen würde, dass man am Wochenende ein bunte Schar von kostümierten Menschen gesehen hat, die Nahrungsmittel an Bedürftige verteilt haben. Ich hoffe ich habe ein paar von euch auf Ideen gebracht :)


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Quellen:
  • F.A.Z. 30.05.2014 - Platz da Batman! So geht Superheld!
  • The Real Life Superhero Project - eine Super Seite, die das Projekt anderen näher bringen soll, mit Fotos und Stories einiger Helden, super aufgemacht!
  • World Superhero Registry - eine 'interne' Seite der Superhelden zur Organisation, verschiedene Gruppierungen, Tutorials, alles da

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